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Luzzara liegt zwischen dem Fluss Po, der historischen und geografischen Grenze zwischen Emilia und Lombardei, und der Brennerautobahn, einer wichtigen Achse des internationalen Güterverkehrs. Mit seinen etwa 10.000 Einwohnern, von denen fast 17 % Einwanderer sind (das Doppelte des Landesdurchschnitts), gilt Luzzara als einer der multikulturellsten Orte in Italien.
In der ersten Migrationsphase vor etwa 30 Jahren kamen zum größten Teil Menschen aus Indien und Pakistan, da die ursprünglich in der Landwirtschaft tätigen Italiener immer mehr in Industrie und Dienstleistung abwanderten. Im Besonderen für die Parmesan-Herstellung wurden neue Arbeitskräfte gebraucht.
Die nachfolgenden Generationen der Einwanderer sind inzwischen ebenfalls weitgehend in die Industrie gewechselt und unterstützen die lokale Wirtschaft entscheidend. Die Integration verläuft jedoch sehr langsam und trotz großer Anstrengungen sind Konflikte und Missverständnisse an der Tagesordnung.
Ein wesentlicher Bestandteil der Globalisierung, der Transit schwerer Fahrzeuge, betrifft Luzzara direkt, da eine Hauptverkehrsader, die sog. Cispadana, Hauptzufahrtstraße zur Brennerautobahn, durch das Ortsgebiet führt.
Zwar führen Handel, Wirtschaft und Wohlstand zu einem Austausch zwischen den Menschen, doch in vielen Fällen kann die Geschwindigkeit menschlicher Beziehungen nicht mit der des globalen Kapitalismus mithalten, wodurch Dissonanzen, falsche Verbindungen und sogar Trennungen entstehen.
Diese Arbeit dokumentiert Luzzara erneut als „Ein Dorf“, so wie es der Drehbuchautor Cesare Zavattini und der amerikanische Fotograf Paul Strand 1953 in ihrem berühmten Buch „Un Paese“ taten, allerdings vor einem völlig neuen Hintergrund.
Der Grenzort zwischen Regionen hat sich von einem typischen Beispiel der italienischen Provinz zu einem Spiegel globaler Realitäten entwickelt.